INFORMATIONEN
DER SICHERHEITSSYSTEME
AUS DEM LEITFADEN
FÜR RETTUNGSKRÄFTE

Traditionsgemäß gewährleistet Mercedes-Benz ein möglichst hohes Maß an Sicherheit. Neben der besonders hohen Fahrzeugsicherheit gehört es ebenfalls dazu gezielte Informationen der Sicherheitssysteme bereitzustellen. Gerade Rettungskräfte müssen einen schnellen Zugriff zu den Sicherheitssystemen der Fahrzeuge erhalten, damit Sie schnell Hilfe, ohne sich dabei selbst einer vermeidbaren Gefahr auszusetzten, leisten können.

Seit fast 20 Jahren stellt Mercedes-Benz diese in dem Leitfaden für Rettungskräfte zur Verfügung, welcher schnelle Auskunft über fahrzeugspezifische Zugangsmöglichkeiten sowie Funktions- und Wirkungsweise der Sicherheitssysteme gibt.

Umgang mit den Informationen

Mercedes-Benz weist ausdrücklich darauf hin, dass dieser Leitfaden auf keinen Fall ein Ersatz für eine fundierte Ausbildung und die einschlägige Fachliteratur ist. Auch wir möchten Sie hiermit lediglich über Ihre Fahrzeuge und über einige Inhalte aus dem Leitfaden Rettungskräfte informieren. Falls Sie in einem Unfall verwickelt sind, rufen Sie ensprechende Hilfe.

Fahrzeugidentifikation mittels QR-Code

Wenn Internet und ein internetfähiges Gerät zur Verfügung stehen, kann mittels QR-Code Aufkleber (Rettungs-Sticker) der digitale Zugriff zu den Rettungsdatenblättern des Fahrzeuges gewährleistet werden. Seit 2014 sind diese QR-Codes serienmäßig in Mercedes-Benz und smart Neufahrzeugen angebracht.

Für Mercedes-Benz und smart Fahrzeuge ab dem Baujahr 1990 sind diese QR-Codes erhältlich und können von unseren Servicestandorten nachgerüstet werden.

Wo befindet sich der Aufkleber (Rettungs-Sticker)?

Die QR-Codes befinden sich an der B-Säule auf der gegenüberliegenden Fahrerseite und am Tankdeckel. Erkennt das Auto einen schweren Unfall werden die Türen automatisch entriegelt, sodass der CR-Code schnell gefunden werden kann.

WARUM DIE RETTUNGSKARTE SO WICHTIG IST?

Die Rettungskarte, auch Rettungsdatenblatt genannt, informiert die Einsatzkräfte über den Aufbau des Fahrzeuges. Welche Antriebsart das Fahrzeug nutzt, wo sich der Kraftstofftank befindet, wo an der Karosserie Spreizer und Rettungsschere anzusetzen sind und welche Maßnahmen nötig sind, um Airbags nicht nachträglich auszulösen. Auch wo sich die Batterie und Hochvolt-Komponeten befinden und wie diese abgetrennt / abgeschaltet werden befindet sich in den Datenblättern.

Nach den Erfahrungen der Feuerwehren und anderer Hilfsdienste kann mit einer vorhandenen Rettungskarte die durchschnittliche Rettungszeit auf ein Drittel verkürzt werden.

UNFALL UND JETZT?

Als erstes muss der Motor abgeschaltet werden. Wenn sich der Schlüssel in der Zündung befindet, muss dieser gegen den Uhrzeigersinn in Stellung „0“ gedreht werden, anschließend den Schlüssel abziehen. Bei Fahrzeugen mit schlüssellosem Zugangs- und Fahrberechtigungssystemen (KEYLESS-GO und START/STOP-Automatik ist es möglich, dass der Motor nach einem Unfall noch läuft. Der Motor kann durch den Wählhebel in Stellung „P“ oder „N“ oder durch das drücken der START/STOP-Button ausgeschaltet werden. 

Hinweis: Durch die vielen Antriebsarten ist manchmal nicht auf dem ersten Blick erkennbar welche Gefahren entstehen können. Prüfen Sie in der Rettungskarte, die Sie z.B. über den QR-Code erhalten, ob eine 48-Volt-Batterie verbaut ist.

Mögliche Gefahren: Bei einem internen Kurzschluss der Lithium-Ionen-Zelle kann Energie freiwerden oder Batterieelektrolyt auslaufen, dadurch besteht Brandgefahr oder es kann Verätzungen hervorrufen. Keine Sorge auch hier wird das 48-Volt-Bordnetz bei einem erkannten Crash und dem Auslösen des Airbag-SG automatisch deaktiviert.

Ein- und Ausstiegshilfe

Einige Fahrzeuge haben als Sonderausstattung eine elektronische Ein- und Ausstiegshilfe. Beim Öffnen der Fahrertür oder beim Abziehen des Schlüssels wird die Lenksäule bis zum oberen Anschlag angehoben. Gleichzeitig kann der Fahrersitz automatisch nach hinten fahren.

Bei Gefahr des Einklemmens muss der Vorgang sofort abgebrochen werden und die Ein- und Ausstiegshilfe deaktiviert werden. Dies können Sie veranlassen durch verschiedene Tätigkeiten:

  • Schalter an der Lenksäulenverstellung am Lenkrad betätigen.
  • Drücken des Schalters Lenksäulenverstellung oder/ und Sitzeinstellung an der Fahrertür
  • Positionstaste der Memory-Funktion drücken.

Fahrzeuge mit Erdgasantrieb

Neben den konventionellen Kraftstoffbehältern können sich bei einem Fahrzeug, dass mit Erdgas (CND, c) die Erdgastanks in der Reserveradmulde sowie hinter den Hintersitzen im Kofferraum befinden.

Auch hier ist wichtig, dass die Rettungskräfte die Antriebsart identifizieren können. Erkennungsmerkmale sind in der Rettungskarte über den QR-Code zu entnehmen oder über den Schriftzug CNG/NGT/NGD im Kombiinstrument und der Reichweitenanzeige. Zusätzlich am Füllstutzen auf dem der Schriftzug NGT, c oder Natural Fas Drive steht. Alternativ sind die verbauten Gasflaschen im Unterbodenbereich und/oder in der Reservemulde sichtbar.

Das Erdgassystem

Erdgas hat eine dreimal so hohe Zündtemperatur (ca. 640°C) wie Benzin und ist leichter als Luft, daher besteht kein höheres Sicherheitsrisiko wie bei konventionellen Fahrzeugen. Wird ein Rückhaltesystem (z.B. Airbag) bei einem Unfall ausgelöst werden sofort alle Gasventile geschlossen. Sollten die gesicherten Behälter die Schmelztemperatur erreichen, wird das Gas kontrolliert abgeblasen (kontrollierte Stichflammen können entstehen). Das farblose und geruchslose Gas ist zudem mit einem Duftstoff versehen, sodass durch den typischen Gasgeruch austretendes Gas erkannt werden kann. Spätestens wenn Sie Gas riechen, sollte der Motor abgestellt werden und Zündquellen vermieden werden.

Löschmittel: Erst nachdem die Gaszufuhr unterbrochen ist oder das Gas verblasen ist, sollte mit dem Löschen begonnen werden. Als Löschmittel kommen alle C-Klasse Löschmittel infrage.

Warnung: Durch unkontrolliertes ausströmendes Erdgas besteht Explosionsgefahr!

Hochvoltsystem in Fahrzeugen mit alternativen Antrieben

Es wird von Hochvoltsystemen gesprochen, wenn die Spannung bei Wechselspannung über 30-Volt und bei Gleichspannung über 60-Volt liegt. Bei Mercedes-Benz und smart sind Spannungsanlagen zwischen 120 – 450 V DC verbaut. Eine Übersicht dieser Fahrzeuge können Sie hier inklusive der Rettungskarte entnehmen. Bei Fragestellungen, die im Leitfaden nicht geklärt werden können, können nach einem schweren Unfall über die Rettungsleitstelle weitere Informationen vom Hersteller angefordert werden.

Fahrzeugidentifikation

Bezeichnungen wie Hybrid, ED, h, E (Elektrofahrzeug, Plug-In-Hybrid) oder E-CELL sind Typenbezeichnungen für alternative Antriebe. Die zuvor genannten Bezeichnungen können zum Beispiel am Kotflügel oder an der Seite des Fahrzeuges stehen. Außerdem kann das E am Kennzeichen ein Hinweis auf ein elektrisches Fahrzeug sein. Das Nummernschild ist in Deutschland jedoch nicht verpflichtend.  Mehr zum E-Kennzeichen erfahren Sie hier. Die detaillierteste Identifikation, geht wie auch zuvor oft beschrieben über den QR-Code, der die Rettungskarte anzeigt. Ist dieser unzugänglich und keine äußeren Markierungen erkennbar hilft noch der Blick in den Tankdeckel, ein Blick in die Betriebsanleitung oder auch Blick auf das Kombiinstrument. Ist das Fahrzeug immer noch nicht identifiziert, kann eine zweite Außenklappe für einen elektrischen Ladeanschluss stehen. Gegebenenfalls sind auch Ausrüstungsgegenstände (Ladekabel) sichtbar. Zudem sind Hochvolt-leitungen meistens orangefarben und Hochvolt-Komponenten mit Warnaufkleber versehen.

elektrische Antriebe

Wie Sicher ist die Hochvolt-Anlage?

 

Die Hochvolt-Batterie

Sie ist eine sicherheitsrelevante Komponente und wird dadurch besonders sicher geschützt. Sie ist im crashgeschützen Fahrzeugbereich verbaut und gibt zusätzlich mit einem Batterieschutzgehäuse und Schutzrahmen besonderen Schutz vor Verformung und eindringende Bauteile. Weitere Sicherungseinrichtungen sorgen für eine gezielte Druckentspannung, wenn zum Beispiel außergewöhnliche Temperaturanstiege oder Druckanstiege im Inneren der Batterie ausgelöst werden. Ein Batteriemanagementsystem sorgt zusätzlich dafür, dass bei einem Systemfehler oder einem schweren Unfall das Hochvolt-System in einen spannungslosen Zustand gesetzt wird. Die Batterie selbst bleibt nach Abschaltung und Entladung des Systems geladen.

Hinweis: Wenn die Batterie doch beschädigt sein sollte (Erkennung durch z.B. Rauchentwicklung). Batteriesäure ist brennbar, ätzend und reizend. Bitte vermeiden Sie Hautkontakt und das Einatmen der Dämpfe.

Hochvolt-Leitungen

Auch die Leitungen sind durch den orangefarbigen Schutzmantel und dem größeren Querschnitt von anderen Kabeln zu unterscheiden. Meistens werden sie als Einzelleitung verwendet. Sie weisen eine hohe Widerstandskraft und mechanische Zugbelastung vor. Erkennt das Isolationsüberwachungssystem einen Fehler wird auch hier das Hochvolt-System abgeschaltet und entladen. Auch sobald ein Airbag auslöst, wird das Hochvolt-System abgeschaltet.

Generelle Sicherheitsmaßnahmen

Hochvolt-Komponenten sind mit einem Warnaufkleber versehen und die Leitungen zur Versorgung der Hochvolt-Komponenten sind orangefarben.

Sie sollten grundsätzlich Kontakt zu beschädigten Hochvolt-Komponenten vermeiden. Insbesondere bei einem Unfall oder technischen Problemen (z.B. liegen geblieben)

  • Keine Hochvolt-Leitungen (orangefarben) an der beschädigten Stelle berühren.
  • Keine Hochvolt-Leitungen (orangefarben) durchtrennen.
  • Keine Hochvolt-Komponenten mit beschädigtem oder gebrochenem Gehäuse berühren.

Unterschiedliche Unfälle
unterschiedliche Vorgänge

Das Fahrzeug ist bei einem Unfall geringfügig beschädigt. (Kein Rückhaltesystem ist ausgelöst)

Fahrzeug ausschalten. Den Schlüssel auf Position 0 drehen und abziehen. Bei KEYLESS-GO, den Schlüssel mind. 5 Meter vom Fahrzeug entfernen.

Das Fahrzeug ist bei einem Unfall stark beschädigt.

Fahrzeug ausschalten. Den Schlüssel auf Position 0 drehen und abziehen. Bei KEYLESS-GO, den Schlüssel mind. 6 Meter vom Fahrzeug entfernen

Auf die Rettungskräfte warten, sodass diese nach der Anleitung auf der Rettungskarte die Hochvolt-Anlage prüfen ggfs.: abschalten.

Das Fahrzeug wurde im Stand beschädigt (auch bei laufendem Motor)

Beschädigung während eines Ladevorgangs: Hotline der Ladesäule kontaktieren. Trennen des Ladekabels. Auf Rettungskräfte warten, die die Hochvolt-Anlage prüfen und ggfs. abschalten.

Hinweis: In der Regel wird kein Airbag bei einem geparkten Hochvolt-Fahrzeug ausgelöst, wodurch auch nach einem Standcrash keine automatische Abschaltung des Hochvolt-Systems ausgeführt wird.

Nach einem Unfall ist die Gefährdung eines elektrischen Schlages beim Berühren des Fahrzeuges grundsätzlich nicht gegeben. Es bestehen mehrere Schutzmechanismen, und das Hochvolt-System von Mercedes-Benz und smart ist vollständig von der Fahrzeugkarosserie abgegrenzt. Bei schweren Unfällen mit Airbagauslösung wird das Hochvolt-System in den meisten Fällen automatisch abgeschaltet. Berühren jedoch beschädigte Hochvolt-Komponenten und -Leitungen Bauteile, ist die Berührung der Schadstelle zu vermeiden und diese Stelle sollte elektrisch isoliert abgedeckt werden.

Einsatzkräfte können das Hochvolt-System manuell deaktivieren. Aufgrund der verschiedensten Schadenszenarien ist es nicht möglich zu erkennen, ob das Hochvolt-System noch aktiv ist oder bereits schon abgeschaltet ist.

Beschädigung eines Ladekabels

Das Ladekabel bzw. der Stecker darf nicht mehr genutzt werden und ist gegen eine unbefugte Benutzung abzusichern. Der Ladestationbetreiber ist zu informieren. Wird das Kabel während des Ladeprozesses beschädigt, wird die Ladestation in der Regel abgeschaltet. Auch hier ist der Betreiber zu informieren.

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